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Zum zwölften Mal in Folge bebt die Erde nordöstlich der griechischen Insel Santorini. Tausende Menschen haben die Insel offenbar bereits verlassen. Wissenschaftler rätseln über das ungewöhnliche Phänomen und fürchten ein bevorstehendes Hauptbeben.
Das Erdbebenphänomen auf Santorini hält an – inzwischen bereits zum zwölften Tag in Folge. Auf der beliebten Urlaubsinsel sowie in den angrenzenden Gebieten verlassen immer mehr Menschen die Region. Etwa ein Drittel der rund 16.000 Einwohner von Santorini soll laut griechischen Medien nach Athen oder auf das griechische Festland geflüchtet sein.
Der Andrang auf Fähr- und Flugtickets bleibt weiterhin hoch. Fluggesellschaften setzen Sonderflüge ein, Reedereien verstärken ihre Fährverbindungen. „Ich habe seit Tagen keinen Schlaf mehr, die Kinder und Frauen weinen, alle fünf Minuten bebt es“, berichtete ein Mann, der einen Platz auf der Fähre „Blue Star 1“ nach Athen ergattert hatte. Auf Fernsehbildern waren mit Gepäck vollgestopfte Autos von fliehenden Menschen zu sehen. „Ich fühle mich wie ein Flüchtling im eigenen Land“, sagte eine Frau.
Erneut zahlreiche Erdstöße
In der Nacht wurden wieder viele Erdstöße registriert, der stärkste mit einer Magnitude von 4,9. Solche Beben sind für die Bewohner der Insel normalerweise nicht gefährlich, sie kommen auch häufig vor. Es ist jedoch die hohe Häufigkeit der Erschütterungen, die den Menschen Angst macht, ebenso wie die Frage, wie dieses Phänomen enden wird. „So viele Beben in so kurzer Zeit haben wir noch nie erlebt“, erklärte Geologie-Professorin Evi Nomikou gegenüber dem Nachrichtensender Skai.
In der größten Stadt der Insel, Fira, haben die Behörden Sammelstellen eingerichtet, um die Bevölkerung auf eine mögliche Evakuierung vorzubereiten. Bürgermeister Nikos Zorzos betonte jedoch, dass es sich um präventive Maßnahmen handele. „Wir sind verpflichtet, Vorbereitungen zu treffen, aber das bedeutet nicht, dass es auch wirklich dazu kommt“, sagte er. Die Menschen sollten ruhig bleiben.
Angst vor einem Hauptbeben
Griechische Seismologen gehen nach wie vor davon aus, dass das Hauptbeben noch bevorsteht. Erst dann könne man mit Sicherheit sagen, ob die angesammelte seismische Energie in der Region bereits freigesetzt wurde. Ein solches Beben könnte eine Stärke von 5,5 bis 6 erreichen. In diesem Bereich gelten die Gefahren als noch relativ gering, vor allem schlecht gebaute Gebäude wären dann betroffen. Doch niemand kann sagen, ob das Hauptbeben möglicherweise eine Stärke von 7 erreichen könnte – in diesem Fall wären schwere Schäden zu erwarten.
Wissenschaftler befürchten zudem, dass die andauernden Erschütterungen den Vulkan Kolumbos, der sich nordöstlich der Insel unter Wasser befindet, aktivieren könnten. Bei einem Ausbruch im Jahr 1650 verursachte der Vulkan verheerende Schäden im gesamten östlichen Mittelmeerraum.
Santorini ist ein beliebtes Touristenziel und zieht jährlich mehr als drei Millionen Besucher an.
[Bildquelle: Bild von Gerald Friedrich auf Pixabay]