Influencer verurteilt

[FPA SWN • Deutschland]

Silvestervorfall in Berlin: Influencer zu Bewährungsstrafe verurteilt

Der Fall sorgte für Aufsehen: Ein Influencer hatte an Silvester eine Rakete aus der Hand abgeschossen, die statt in den Himmel zu fliegen, durch das Fenster einer Wohnung krachte und dort explodierte. Nun hat das Landgericht Berlin I sein Urteil gefällt.

Der 23-jährige Influencer, der eine Silvesterrakete in eine Berliner Wohnung abgefeuert hatte, wurde wegen Sachbeschädigung gemäß § 303 Strafgesetzbuch (StGB) zu einer Bewährungsstrafe von sechs Monaten verurteilt. Die Vorwürfe der versuchten schweren Brandstiftung und versuchten gefährlichen Körperverletzung wurden jedoch vom Gericht nicht bestätigt (Urt. v. 09.04.2025, Az. 538 KLs 2/25).

Mit dem Urteil wurde zugleich der Haftbefehl gegen den Angeklagten aufgehoben. Der junge Mann, der aus dem Westjordanland stammt, war am 4. Januar festgenommen worden, als er versuchte, Deutschland zu verlassen. Nach über drei Monaten in Untersuchungshaft wird er nun wieder freigelassen.

Das Gericht folgte in wesentlichen Punkten dem Antrag der Verteidigung, die eine mildere Strafe gefordert hatte. Dagegen hatte die Staatsanwaltschaft eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren, ausgesetzt zur Bewährung, beantragt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Der Angeklagte zeigte sich während des Prozesses reumütig und erklärte über seinen Anwalt, dass es sich um ein unabsichtliches Missgeschick gehandelt habe. Der Influencer sei davon ausgegangen, dass die Rakete wie gewöhnlich in den Himmel steigen würde. „Es war ein Versehen“, so Anwalt Axel Czapp.

Viral gehendes Video sorgt für Empörung

Ein Video, das den Vorfall dokumentierte und auf dem Instagram-Account des Influencers mit mehr als 310.000 Followern gepostet wurde, sorgte für Empörung. Darin war zu sehen, wie der junge Mann die Rakete aus der Hand abfeuerte. Laut der Staatsanwaltschaft wurde das Video in kurzer Zeit mehr als sechs Millionen Mal aufgerufen. Nach rund 36 Stunden wurde es gelöscht, doch der Clip verbreitete sich rasch weiter, auch auf der Plattform X, wo viele Nutzer die Aktion scharf verurteilten. In einem späteren Beitrag entschuldigte sich der Influencer öffentlich bei den Betroffenen.

Entschuldigung und Versöhnung

Kurze Zeit nach dem Vorfall traf sich der Angeklagte mit dem 54-jährigen Wohnungsinhaber, in dessen Wohnung die Rakete explodierte. Der Mann erklärte als Zeuge im Prozess, dass der junge Mann im Beisein von Freunden um Entschuldigung gebeten habe. Der 54-Jährige nahm die Entschuldigung an und zeigte sich versöhnlich. „Ich habe mich gefreut, dass er sich entschuldigt hat. Es kann jedem passieren“, sagte er. Danach sei er nicht mehr von einer absichtlichen Handlung ausgegangen.

Der Vorfall hat auch politische Debatten angestoßen. So plädierte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) nach dem Silvesternachmittag für strengere Gesetze im Umgang mit Feuerwerkskörpern. Besonders in städtischen Gebieten soll die Sicherheit der Bevölkerung künftig besser gewährleistet werden.


Titelbildquelle: Welt.de