Zugunglück in Riedlingen

[FPA SWN • ZELL/RIEDLINGEN, DEUTSCHLAND]

Zugunglück bei Riedlingen: Drei Tote und über 40 Verletzte

Bei der Entgleisung eines Personenzugs nahe Riedlingen (Kreis Biberach) am Sonntagabend sind drei Menschen ums Leben gekommen. Das bestätigten Polizei und Kreisbrandmeisterin. Mindestens 41 Personen wurden verletzt, einige davon schwer, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Montagmorgen mitteilten.

Details zum Zugunglück bei Riedlingen: Lokführer, Azubi und Reisende unter den Opfern

Im entgleisten Zug bei Riedlingen befanden sich zum Unfallzeitpunkt rund 100 Personen. Die Zahl der Verletzten wurde auf mindestens 41 beziffert, davon sind 25 schwer verletzt. Dies bestätigte die Kreisbrandmeisterin des Landkreises Biberach. Bei den drei Todesopfern handelt es sich um den 32-jährigen Lokführer, einen 36-jährigen Auszubildenden der Zuggesellschaft sowie eine 70 Jahre alte Reisende. Weitere Details wurden von Polizei und Staatsanwaltschaft noch nicht veröffentlicht.

Wo wurden die Verletzten hingebracht?

Die Rettungskräfte haben die Verletzten in die umliegenden Krankenhäuser gebracht, das berichtete die Biberacher Kreisbrandmeisterin Charlotte Ziller. Die teilweise schwer Verletzten werden unter anderem im Bundeswehrkrankenhaus Ulm, in den Unikliniken Ulm und Tübingen versorgt. Aus der Uniklinik Ulm hieß es am Abend: Die Verletzten seien geschockt gewesen und hätten Verletzungen an Armen, Beinen, Rücken und Kopf gehabt. Die Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte seien vorzeitig aus dem Wochenende geholt und alle verfügbaren Kräfte aus dem Umkreis Ulm alarmiert worden.

Wo ist das Unglück passiert?

Der Regionalexpress RE55 war auf der Strecke von Sigmaringen nach Ulm unterwegs. Gegen 18:10 Uhr entgleiste er in der Nähe des Riedlinger Stadtteils Bechingen. Der Unfallort liegt rund 45 Kilometer südwestlich von Ulm. Es handelt sich um eine eingleisige Strecke, die noch nicht elektrifiziert ist. Der RE55 ist ein Neigetechnikzug. Die Unfallstelle ist schwer zugänglich. Die Waggons sind teilweise verkeilt oder liegen in der Böschung.

Was war die Ursache für das Unglück?

Zur Unfallursache teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Montagmorgen mit, dass vermutlich durch Starkregen ein Abwasserschacht übergelaufen sei. Das Wasser löste einen Erdrutsch im Böschungsbereich zu den Gleisen hin aus. Das habe wohl die Entgleisung verursacht. Derzeit gebe es keine Hinweise auf Fremdeinwirkung. Nach ersten Erkenntnissen war der Zug mit rund 80 km/h unterwegs. Die Ermittlungen seien aber noch nicht abgeschlossen. Auf den Gleisen waren am Sonntagabend abgebrochene Äste verstreut. Eine Achse des Zuges lag einige Meter entfernt am Rande des Gleisbetts.

Ermittlungen nach Zugunglück bei Riedlingen und die Rolle des Regens

Am Montagvormittag begutachtete die Spurensicherung der Kriminalpolizei die Unglücksstelle in Riedlingen, um den genauen Unfallhergang zu rekonstruieren. Die Bergung des Fahrtenschreibers aus dem Regionalexpress war zunächst noch unklar. Auch die Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU) hat ihre Ermittlungen zu dem Zugunfall aufgenommen.

Starkregen als mögliche Ursache

Der Unfallort zeigt umgestürzte Waggons des gelb-weißen Zuges auf einer bewaldeten Strecke. Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) äußerte am Sonntagabend die Vermutung, dass starke Regenfälle und ein damit verbundener Erdrutsch ursächlich gewesen sein könnten. Laut Deutschem Wetterdienst zogen am frühen Abend unwetterartige Gewitter über die Region. Lokal fielen dabei 30 bis 40 Liter Regen pro Quadratmeter in kurzer Zeit. Eine genaue Messstation am direkten Unglücksort gab es jedoch nicht.

Großaufgebot an Rettungskräften und Streckensperrung nach Zugunglück

Nach dem Zugunglück bei Riedlingen waren mehrere hundert Einsatzkräfte mit sechs Rettungshubschraubern vor Ort. Auch das Bayerische Rote Kreuz unterstützte im Nachbar-Bundesland. Die Bahnstrecke zwischen Munderkingen und Herbertingen bleibt bis auf Weiteres gesperrt. Reisende zwischen Ulm und Munderkingen können Züge der SWEG nutzen, zudem wurde ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. Die Bergung der entgleisten Waggons steht noch aus.

Reaktionen aus Politik und von der Bahn sowie Hilfsangebote

Politiker, darunter Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder, Bahnchef Richard Lutz und Bundeskanzler Friedrich Merz, zeigten sich tief betroffen und sprachen den Angehörigen der Opfer ihr Beileid aus. Die Deutsche Bahn äußerte sich ebenfalls „tief bestürzt“ und sicherte ihre volle Unterstützung bei den Ermittlungen zu.

Für Betroffene und Angehörige wurden folgende Hilfsangebote eingerichtet:

  • DB Sonder-Hotline: 0800/311 1111
  • Polizei Ulm Hilfetelefon: 0731/1881122
  • Sammelstelle: Bürgerzentrum Daugendorf, Haldenrain 3, 88499 Riedlingen. Notfallseelsorger und Krisenpsychologen stehen ebenfalls zur Verfügung.

Referenzquelle: SWR | Videobeitrag: DD Cyprus1Click | Youtube-Quelle: DD Cyprus1Click | Videoschnitt und Edit: FPA SWN